Diesen Effekt hat der Boden

Mal liebt man ihn, mal hasst man ihn – Der Bodeneffekt ist den meisten Segelflieger:innen bekannt. Das Schüler:innen-Messprojekt, liebevoll SchüMP genannt, hat seinen Fokus in diesem Jahr auf die Vermessung des Bodeneffekts gelegt. Wie jedes Jahr ist das Hauptziel des SMPs, Flugschüler:innen abseits des Zacherns die Welt der wissenschaftlichen Luftfahrt näherzubringen. Im Rahmen dieses Vorhabens hatten die angehenden Pilot:innen die Möglichkeit, aktiv am Auslegen des Messprojekts mitzuwirken und dabei zu erfahren, wie die darauffolgende Auswertung vonstattengeht.


Nachdem wir gemeinsam ein vorläufiges Messprotokoll erstellt hatten, ging es daran, erste Probeflüge in einem Twin II durchzuführen. So sollten die Plausibilität der Messungen, das Protokoll und den Ablauf des Messprojekts überprüft werden. Das Protokoll sah vor, dass die Pilot:innen, unbeeinflusst vom Bodeneffekt, bei einer vorher bestimmten Höhe in der Luft abfangen sollten. Hierbei half ein unkompensiertes Vario. Währenddessen nahmen die Flugschüler:innen die Zeit auf, die das Manöver dauerte. Schnell wurde der Besatzung aus Pilot:in und Flugschüler:in klar, dass thermische Aktivitäten die Messungen stark beeinflussten. Daraufhin wurde beschlossen, die Messungen des Abfangens in der Höhe am Morgen während der Statischen durchzuführen.

Die Messungen in Bodennähe wurden dann im Laufe des Tages aufgenommen, wofür die günstigere Startart, der Windenstart, verwendet wurde. Nach einer schnellen Platzrunde wurden im Endanflug die Bremsklappen auf den letzten Metern eingefahren, um ungestört Ausschweben zu können.


Bei der vorläufigen Auswertung war direkt ersichtlich, dass der Bodeneffekt einen messbaren Unterschied verursacht. In der Regel dauert das Abfangen mit Bodeneffekt bei 100 km/h in einem Twin II zwei bis drei Sekunden länger als in der Höhe ohne den Effekt. Dies konnte auch durch die Auswertung des Loggers bestätigt werden, obwohl die Abstände zwischen den Datenpunkten noch verkleinert werden sollten. Insgesamt ist die Plausibilität des Vorhabens damit erstmal bewiesen.
Wie im letzten Jahr konnte das Schüler:innen-Messprojekt erste Einblicke in das wissenschaftliche Fliegen vermitteln. Die Flugschüler:innen sammelten Erfahrungen über den Bodeneffekt, eines der schwierigen Themen der Flugaerodynamik. Die für dieses Projekt gesetzten Ziele wurden also erreicht. Noch mehr, die Schüler:innen, die daran mitgewirkt haben, konnten miterleben, wie man ein Sondermessprojekt aufstellt und organisiert, wie man ein Protokollblatt erstellt und wie die Auswertung aussieht. In Zukunft sollten auch andere Segelflugzeuge untersuchen werden, um einen Zusammenhang zwischen Bodeneffekt und der Flügelfläche und -form zu finden.

(Verfasst von Janik Gudszend)