F-Schlepp-Erprobung fs35

Ein leistungsstarkes und effizientes Schleppflugzeug zu entwickeln ist das Entwurfsziel der fs35. In der 2. Woche des Sommertreffens war dann endlich Zeit für die ersten F-Schlepps der fs35.

Zur Vorbereitung wollten wir noch testen, wie sich das Triebwerk bei zusätzlichen Belastungen und insbesondere dessen Kühlung verhält. Dazu wurden mehrere Start und Steigflüge mit voller Leistung bei 35°C Außentemperatur und verschiedenen Geschwindigkeiten durchgeführt. Dabei konnten wir die Grenzen der Triebwerkskühlung erfliegen und herausfinden, dass die Geschwindigkeit des besten Steigens etwa bei 125 km/h liegt. Wir entschieden uns dafür diese Geschwindigkeiten auch für die ersten Schleppflüge zu verwenden.

Da die fs35 doppelsitzig immerhin mit etwa 1400 ft/min (ca. 7m/s) steigt und die Lufttemperatur mit zunehmender Höhe rasch abnimmt, wurden auch Steigflüge mit vollen Bremsklappen und max. Dauerleistung durchgeführt. Dadurch konnten wir den verzögerten Aufstieg mit einem Segelflugzeug im Schlepptau simulieren. Nebenbei haben wir herausgefunden, dass die fs35 selbst mit vollen Bremsklappen immer noch besser steigt als unser Schulungsmotorsegler G109.

Für die ersten F-Schlepps wurde ein geeigneter Segelflugzeugtyp gesucht. Er sollte einfach zu steuern sein, ein breites Geschwindigkeitsband im Schlepp ermöglichen und gerade beim Losrollen und Starten im F-Schlepp keine Schwierigkeiten bereiten. Am Sommertreffen standen uns glücklicherweise viele Segelflugzeuge zur Verfügung. Für den ersten F-Schlepp fiel die Wahl auf die ASK21 der FTAG Esslingen. Als erster Einsitzer durften wir anschließend den Discus CS der Akaflieg Berlin verwenden.

Erster F-Schlepp mit ASK21 hinter der fs35.

Um das Erprobungsprogramm einmal zu üben, wurden F- Schlepps mit der DR-400 der FV-Aachen gemacht. Dabei konnten sich Stefan „Zischi“ Zistler, Julius „Antares“ Hoffelner und Robert „Kobo“ May schonmal untereinander abstimmen.

Nachdem der Wind etwas nachgelassen hatte, war es am späteren Nachmittag des 27.08. dann soweit und wir konnten, nach sorgfältiger Vorbereitung, den ersten F-Schlepp hinter der fs35 auf der 2000m langen Asphaltbahn in Stendal aufbauen. Als Begleitflugzeug wartete die DR300 der Akaflieg Braunschweig in Bahnverlängerung bereits kreisend auf das Startsignal. Für den Start wurde dem Piloten via Funk noch über die Restlänge des zu straffenden Seils informiert. Mit dem Kommando Seil straff wurde die Leistung auf 100% erhöht und der Schleppzug beschleunigte zügig. Nach etwa 80m waren beide Flugzeuge in der Luft und stiegen in Begleitung der DR300 zügig davon. Mit der ASK21 im Schlepptau wurde eine Steigrate gut 3,5 m/s erflogen. Das Ausklinken erfolgte in 800m problemlos.

In weiteren Erprobungsflügen wurden laterale und vertikale Ablagen geflogen. Dabei zeigten sich sowohl Höhenruder als auch Seitenrudersteuerung als sehr dominant. Das ermöglicht, wie wir später herausfinden konnten, das Aussteuern von sehr großen Ablagen mit dem Doppelsitzer, wie man sie normalerweise nicht fliegen würde.

Die ASK21 fliegt eine Ablageposition im F-Schlepp

Mit dem Discus CS als Einsitzer mit 15m testeten die fs35 beim Schlepp eines Einsitzers. Das stellte sich ebenso als problemlos machbar heraus und Zischi lobte die fs35 als das am einfachsten fliegende Schleppflugzeug. Mit dem Einsitzer wurde ebenso ein Versuchsprogramm mit Ablagen und Kurven geflogen. Die Steigrate mit dem Discus war mit 4,5 bis 4,9 m/s für uns sehr zufriedenstellend. Trotz der guten Schleppleistungen, zeigte sich die fs35 im F-Schlepp vergleichsweise sparsam. Mit gut 25 Litern Diesel oder JET-A1 kann man eine Stunde Schleppen.

Beeindruckt hat uns, dass die Steigrate bis zu einer Höhe von etwa 9000ft konstant bleibt. Der F-Schlepp mit dem Discus CS von Stendal bis FL95 dauert daher nur 11 Minuten für den Aufstieg. Runter geht es deutlich schneller. Die elektronische Motorsteuerung ermöglicht es auf Standgas, den Propeller auf 2100 U/min hochdrehen zu lassen, was ähnlich wie beim KFZ als Motorbremse wirkt.. Dank der Thermostat geregelten Wasserkühlung des gesamten Motorblocks sind ist auch bei schnellen Abstiegen keine Schäden durch zu schnelle Kühlung zu erwarten. Wie sich das Schleppen auf die Motorlebensdauer auswirkt, wird sich erst in den laufenden Jahren zeigen, bisher sind keine Probleme aufgetreten.

Gegen Ende des Sommertreffens wurde dann nach und nach die Anhängelast erhöht. Mithilfe des Arcus und der B13 wurde die Abflugmasse langsam auf 770kg erhöht. Beide Flugzeuge hatten bei dem Gewicht immer noch etwa 2,7m/s steigen. Ebenfalls erprobt wurden F-Schlepplandungen des Flugzeugverbands, da es ein wichtiges Notfall- und Übungsverfahren ist.

Seilabwurf nach erfolgreichem F-Schlepp.

Zum Ende des Sommertreffens wurde die fs35 schon am Heimatflugplatz in Bartholomä erwartet. Nach dem die Akaflieg Stuttgart in den letzten Jahren keine eigene Schleppmaschine hatte, waren alle sehr erfreut, endlich wieder selbst Schleppbetrieb machen zu können. Auf unserem Flugplatz konnten wir noch weiter Erfahrungen mit der fs35 beim Schleppen sammeln, dieses Jahr wurden bereits 66 F-Schlepps durchgeführt.