Flugerprobung der AFH24 Winglets

In 2018 hatten wir bereits mit der Flugerprobung der Winglets der AFH24 begonnen. Konstruiert und erprobt worden war die AFH24 mit planaren Flügelenden. Aufgrund eines Schadens Anfang der 2000er musste ein Fügel repariert werden und man hatte die Gelegenheit ergriffen und versucht das Flugzeug bei der Maßnahme mit dieser Ergänzung aufzuwerten. Aufgrund der neuen Konfiguration hatten wir die Auflage des Luftfahrtbundesamtes, die relevanten Punkte der Zulassungsvorschrift neu zu erfliegen, bei denen wir veränderte Ergebnisse für möglich hielten. Da es für die DG300, deren Flügel die AFH24 tragen, bereits Winglets zum Nachrüsten gibt und dieses Flugzeug mit diesen weiterhin harmonisch und unkritisch fliegt, erwateten wir keine Überraschungen.

Die AFH24 ist der aktuellste fliegende Prototyp der Akaflieg Hannover. Unverkennbar ist ihre unkonventionelle Haubenverriegelung.

In Rücksprache mit dem Luftfahrtbundesamt filterten wir die Punkte Langsamflug und Abkippverhalten, Trudeln, Kurvenwechselzeiten und Schwingungsfreiheit über den gesamten Geschwindigkeitsbereich, als Relevante heraus. Mit diesen Versuchen wollten wir die Flugerprobung und Zulassung der AFH24 auf die Winglets erweitern. Aufgrund des engen Zuladungsbereichs der AFH24 brauchten wir einen leichten aber erfahrenen Piloten. In den Reihen der Akaflieg Esslingen fanden wir zu unserer Freude einen besonders Motivierten. Dieser flog für uns innerhalb von 3 Tagen alle Punkte ab die wir haben wollten und wir kamen kaum mit dem Erstellen neuer Testkarten für neue Aufgaben hinterher.Besonders gespannt waren wir dabei auf die Trudelerprobung. Für diesen Abschnitt muss das Flugzeug in 9 verschiedenen Konfigurationen getrudelt werden, wobei die Stellung von Bremsklappen, Fahrwerk und Querruder variiert wird. Weiterhin müssen in allen Konfigurationen 2 Umdrehungen in beide Richtung gemacht werden, in den besonders kritischen Konfigurationen sogar 5 Umdrehungen.

Getrudelt wird aus möglichst großen Höhen und über unbewohntem Gebiet. Neben vorgefertigten Testkarten vereinfachen Videoaufnahmen die Auswertung erheblich.

Die Trudelerprobung bedarf also jeder Menge Höhe, Zeit und Durchhaltevermögen von Konzentration und Magen. Trotz aller Vorsicht und Vorplanung muss man sich dabei immer im Klaren sein, dass sich auch eine ungünstige Flugkonfiguration und -lage ergeben könnte, aus der das Flugzeug nur schwer oder gar nicht auszuleiten ist. Es wird vorher also auch der Notausstieg geübt und die Erprobung über unbesiedeltem Gebiet durchgeführt um eine Gefährdung im Notfall möglichst auszuschließen.Zu unserer Erleichterung ließen sich aber alle Trudelkonstellationen problemlos per Standardmethode ausleiten.

Alle weiteren Ergebnisse der Flugerprobung bedürfen noch der Auswertung.

Autor: Francois Ferenschütz, Akaflieg Hannover